Text: Roland Stöß
Sich zurücklehnen, tief durchatmen und einfach genießen. Das konnten die Menschen in der evangelischen Martinskirche. Eine Woche vor dem Weihnachtsabend bereitete die Stammheimer Trachtenkapelle des Musikvereins dem zahlreich erschienen Publikum viel Freude und bot so Gelegenheit zur Entschleunigung.
Die Bläser hatten sich im Altarbereich des Gotteshauses bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgebreitet. Das war auch nötig, waren sie doch in vollständiger Besetzung angetreten. Zigfach erklangen herrliche Töne und Harmonien aus Klarinette, Oboe, Fagott, Flöte, Saxofon, Horn, Flügelhorn, Trompete, Posaune, Eufonium, Tuba. Rhythmisch begleitet von den Schlagzeugern und Perkussionisten.
Tina Kovacs (Klarinette) moderierte charmant durch das abwechslungsreiche Programm. Sie verriet interessante Hintergründe zu den einzelnen Stücken und verhalf damit manchem zu neuem Wissen.
Von einzelnen Höhepunkten zu sprechen, wäre hier fehl am Platz. Es war vielmehr eine Aneinanderreihung von Spitzenleistungen. Man erlebte jeden der zehn Beiträge als Krönung des Programms.
Moderne Klänge
Schon der Beginn nahm einen mit in die Höhen der Emotionen. Die Kapelle spielte die moderne, eigens für Blasorchester arrangierte Version von Martin Scharnagl des geistlichen Bonhöfer-Gedichts “Von guten Mächten wunderbar geborgen”. Dann zogen sie gedanklich mit herrlichen Klängen auf die Burg “Castrum Alemorum” im Osten Frankreichs. Jacob de Haan gab die Vorlage zur wunderschönen Melodie, die mit rhythmischen Abschnitten wie modernen Klängen und mit, an die Renaissancemusik angelehnten Passagen, regelrecht jubilierte.
Querflöte, Eufonium, Tuba, Klarinette und Saxofon. Dieses Quintett beeindruckte mit den “Christmas Classics” von Lorenzo Bozzi . Aufgrund der bekannten und ausdrucksstarken Titelmelodie “The Exodus Song” erinnerte sich manch ein Fan der bewegten Bilder an den neuzeitlichen Kinohit “Exodus – Götter und Könige”. Dieser basiert auf dem zweiten Buch Mose und thematisiert den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft.
Sonderbeifall erhielt Christoph Visel für sein Solo auf dem Eufonium. Visels Spiel war Beleg für die Namensgebung dieses Instruments. Euphonium wird aus dem Griechischen mit “wohlklingend” übersetzt. Der Film “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” ist fester Bestandteil des Weihnachtsprogramms. Ein Muss für die Stammheimer Musiker, diese bekannte Filmmusik zu spielen. Ein klassisches Bläser-Oktett, also acht Leute, spielten auf jeweils zwei Oboen, Fagotten, Klarinetten und Hörnern. Sie huldigten so Wolfgang Amadeus Mozart mit dessen Serenade Nr. 11.
Schwungvolles ließ das Orchester mit einer weiteren Filmmusik (“The Greatest Showman”) hören, bevor die Lichter im Kirchenraum erloschen. Licht spendeten die kleinen Kerzen auf den Notenständern des Orchesters und spiegelten sich in den Instrumenten – was die Weihnachtsstimmung zu “Kommet Ihr Hirten”, “Es ist ein Ros entsprungen”, “Tochter Zion, freue Dich” und “Oh Du Fröhliche” verstärkte.
Nach dem Schlussapplaus der Zuhörerschar verabschiedeten sich die Musiker mit der eingängigen wie wunderbaren Heimweg-Melodie von Johannes Brahms. Auch wenn man nicht mitsang – zum herrlichen Trompetensolo summte doch manch einer mit – eben dieses “guten Abend, gute Nacht, von Englein bewacht, die zeigen im Traum, dir Christkindleins Baum. Schlaf nun selig und süß, schauf im Traum’s Paradies.”
Das Ziel des Trachtenvereins war erreicht. Unter der Leitung von Michael Schanz gelang es, die Menschen auf die Weihnachtstage einzustimmen.