Texte von Axel H. Kunert
Calw-Stammheim/Althengstett. Es soll das ganz groĂźe Abenteuer werden. Und ein absolut einmaliges Erlebnis: Ende des Monats reisen mehr als 60 Musiker der Musikvereine Stammheim und Althengstett als “German Mega Brassband” nach China – in offizieller Mission: Sie sind als Botschafter Deutschlands und der Region zur Gartenbau-EXPO in Peking eingeladen. Möglich gemacht hat die ungewöhnliche Konzertreise der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU), der als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium fĂĽr Ernährung und Landwirtschaft als Generalkommissar der deutschen Delegation auf der Gartenbau-Expo fungiert.
Als der Wunsch der chinesischen Organisatoren nach einem deutschen Kulturtag laut wurde, horchte Fuchtel in seiner Funktion als Vorsitzender des Blasmusik Kreisverbandes Calw bei seinem Mitgliedsvereinen nach. Um sich nicht am Ende “nur” fĂĽr eine Kapelle entscheiden zu mĂĽssen, erhielten die Musiker aus Stammheim und Althengstett gemeinsam den Zuschlag – auch, um vor Ort in Fernost natĂĽrlich noch mehr Eindruck zu hinterlassen.
“Die Chinesen lieben deutsche Blasmusik”, erzählt Fuchtel, der natĂĽrlich auch selbst die Musiker aus dem Nordschwarzwald bei ihrer wahrscheinlich ziemlich aufregenden Reise – zumindest zeitweise – begleiten wird. Fuchtel wird den Trip selbstverständlich auch fĂĽr politische Gespräche mit Peking nutzen. Die mit ordentlich Marschmusik und Polka in der Begleitung manchmal deutlich “entspannter” ablaufen wĂĽrden als wenn man nur “bei nĂĽchternen Sachthemen” bleiben mĂĽsste. “Politik – auch international – wird von Menschen gemacht.” Und da spielen solche besonderen Momente der Völkerverständigung “eine immens groĂźe Rolle”, sagt der Politiker.
Weshalb “der Fuchtel”, wie die Musiker aus Stammheim und Althengstett ihren Kreis-Boss mit einer Mischung aus Zuneigung und Respekt nennen, beim gemeinsamen Foto-Termin vor der Festhalle in Althengstett den Instrumentalisten die Bedeutung und “offizielle Funktion” der geplanten Auftritte in China noch einmal ausdrĂĽcklich klarmacht: “Es ist mir wichtig, dass ihr euch wirklich als Botschafter Deutschlands versteht.” Was einige gut gemeinte, aber auch wichtige Verhaltensregeln einschlieĂźt.
Vereine sind sich der Verantwortung bewusst
Was aber fĂĽr die Musiker selbstverständlich ist, wie später Hartmut Kuonath als einer dieser Musiker des MV Stammheims auf Nachfrage berichten wird: “Ich mache mir da keine Sorgen, wir sind uns alle dieser groĂźen Verantwortung sehr bewusst.” Und die Disziplin stimme. SchlieĂźlich bereitet man sich schon seit einigen Monaten auf diese Reise vor. Und beide Musikvereine brächten ja auch bereits reichlich Auslands-Erfahrung mit: die Stammheimer waren 2015 in Paraguay, 2011 in Hongkong, davor zwei Mal in Mauretanien; die Althengstetter 2008 in Brasilien, aber auch in den USA und diversen europäischen Ländern.
Nun also China – und das gemeinsam. Schon bei der allerersten gemeinsamen Probe habe alles richtig gut geklappt, berichtet Stefanie Hammann, seit Februar Vorsitzende des MV Stammheim – “und das sowohl musikalisch als auch menschlich.” Das merkt man auch beim Foto-Shooting: Die Reihen mischen sich wie selbstverständlich. Unterscheiden kann man die Mitglieder der beiden Musikvereine dann nur noch an den dunkleren Trachten-Jacken der Althengstetter. Im Werbe-Flyer fĂĽr China, mit dem dort die Auftritte der Musiker aus dem Nordschwarzwald beworben wird, wird dieses einmalige Gesamtorchester “The German Mega Brassband” angepriesen. Auch eine Idee “vom Fuchtel”, wie Hammann berichtet.
Am 23. August startet die Reise – die im Ăśbrigen von den Verantwortlichen der beiden Vereine “absolut perfekt” vorbereitet worden sei, wie etwa Elke Fetzer (MV Stammheim) erzählt. “Die Organisations-Teams haben da einen super Job geleistet”. Denn “so ganz ohne” war die Feinplanung fĂĽr die Reise der mehr als 60 Musiker nicht: Visa, FlĂĽge, “der sichere Transport der Instrumente” und eine geplante Bahnreise unter anderen zur groĂźen Chinesischen Mauer wurden trotz der offiziellen Einladung mit sehr viel Eigenleistung und groĂźem Engagement realisiert.
Neben den Auftritten auf der Gartenbau-EXPO – und dem touristischen Programm – ist im zweiten Teil der Reise auch ein Besuch in Baden-Württembergs Partner-Region, der Provinz Jiangsu, vorgesehen. Auf Einladung des dortigen Gouverneurs wird man in die Provinz-Hauptstadt Nanjing im Osten Chinas reisen – einer Metropole mit fast sechs Millionen Einwohnern am Beginn des Jangtsekiang-Deltas. Auch der Landkreis Calw steht durch eine Berufsschul-Kooperation mit der Region in einem regelmäßigen Austausch.
Austausch zwischen den KĂĽnstlern und der “German Mega Brassband” geplant
Auch in der Partner-Region sind eine Reihe von Konzerten vor groĂźem Publikum geplant. AuĂźerdem soll es zu einem “Austausch von kĂĽnstlerischem Know-How” mit chinesischen Musikern kommen. Gerade diese Begegnungen seien es, die diese Reise besonders wertvoll machten – findet zumindest Jörg Nonnenmann, SchriftfĂĽhrer beim MV Althengstett. “Ich freue mich auf die GroĂźstadt, das Leben und Wohnen dort einmal kennenzulernen.” Und damit auch die Daheimgebliebenen so ein bisschen bei der Reise dabei sein können, werde er “mindestens jeden zweiten Tag” von unterwegs ĂĽber die sozialen Netzwerke seines Vereins von den Erlebnissen berichten. “Denn wenn man jetzt so erzählt, was man da vorhat, glaubt das einem erst einmal keiner.”
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